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Von Korf: Niemand ist (Review)
Artist: | Von Korf |
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Album: | Niemand ist |
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Medium: | CD | |
Stil: | Deutscher Indie-Rock mit Jazz-Allüren |
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Label: | Timezone / Creative Commons | |
Spieldauer: | 67:02 | |
Erschienen: | 10.05.2013 | |
Website: | [Link] |
„Niemand ist“ sicher ohne Weiteres bereit, sich heutzutage einfach mal eine gute Stunde Zeit zu nehmen, um ruhig und konzentriert zuzuhören. Das sollte man aber unbedingt können und wollen, um sich mit der Musik von VON KORF, die sich nach einem lustigen Reim von Christian Morgenstern benannt haben, anzufreunden. Denn VON KORF benennen „die Dinge beim Namen“, indem sie diese mit deutschen, intellektuell anspruchsvollen und zugleich zeitkritischen Texten versehen sowie recht sperrigem (Sprech-)Gesang und Musik, die sich vom Jazz-Rock bis zum Indie-Pop bewegt, vortragen. Und für die besonders Weltoffenen unter uns gibt’s sogar mit „Money“ einen leider sehr stark akzentuierten englischen Text darüber, was im Namen des Geldes auf und mit dieser Welt Schändliches angestellt wird.
„Niemand ist“ oder darf sich sicher sein, aus welchem Jahr der Song, den er gerade von den 15 Titeln des Albums hört, stammt. Denn hier können neben dem ältesten Song „Slow Rider“ (2007), der diese CD abschließt, auch mit „Kein Kommentar“, „Marktversagen“ & „Astrakan Café“ drei nagelneue 2013er Stücke in Ohrenschein genommen werden – oder mit den eigenen VON KORF-Worten ausgedrückt: „Lieder spielen, schreiben, umnutzen, weiterführen – das ist ein endloser Prozess, auf den diese CD ein Schlaglicht wirft, mit Einblicken ins Jetzt und Samples aus unserer Bandgeschichte. Auf 'Niemand ist' befinden sich, neben zwei neuen politischen Liedern, Songs und Instrumentals aus 6 Jahren Bandgeschichte, dabei auch endlich die genehmigten Bearbeitungen.“
„Niemand ist“ mehr darauf angewiesen, als Musiker seine Musik massenhaft auf CDs pressen zu lassen und zu hoffen, am Ende darauf nicht sitzen zu bleiben – und so wählten VON KORF den einfallsreichen Weg, ihr Album bei jpc als print on demand zu veröffentlichen. Auch können sie im Glauben „an die Notwendigkeit kultureller Teilhabe für Alle und an das Recht auf Remix und Bearbeitung“ ihre Songs zur freien Verfügung stellen, ohne dass Andere sich eine Erlaubnis einholen müssen, wenn sie diese Werke für sich verwenden wollen. Das ermöglichen sie unter creative commons, womit VON KORF dem schrecklichen Musik-Moloch GEMA ein Schnippchen schlagen.
„Niemand ist“ am Ende ein Album geworden, das unter Leitung des 42jährigen Kopfes der Band, HOLGER SCHWETTER, Indie-Rock mit manchmal bitterbösen, aber immer recht anspruchsvollen deutschen Texten, die sich politisch und gesellschaftskritisch einmischen, aber auch auf die EINSTÜRZENDEN NEUBAUTEN (Halber Mensch), EXTRABREIT (Der Präsident ist tot) oder den 2006 verstorbenen Schriftsteller ROBERT GERNHARDT (Samstagabendfieber) zurückgreifen, verbindet oder, wohl besonders durch den Einfluss des Jazz-Schlagzeugers FRANKO FRANKENBERG, längere jazz-rockige Instrumental-Passgen erklingen lässt. Am gewöhnungsbedürftigsten ist und bleibt dabei der Gesang, der in erster Linie mehr von den Text-Inhalten als von Schwetters Vokalakrobatik lebt.
FAZIT: „Niemand ist“ verpflichtet, dieses Album zu kaufen – doch trotzdem sollte jeder darüber nachdenken. Denn VON KORF ist ein Album gelungen, auf dem sie die textlichen, musikalischen und produktionstechnischen Zeichen der Zeit verstanden haben. Da diese Zeitzeichen aber (nicht nur) unter leidenschaftlicher Musiker-Perspektive ziemlich beschissen aussehen, machen VON KORF diese einfach nicht mit und stimmen ihren in „Money“ besungenen Schlachtruf an: „Die Zeit wird kommen, in der ein heller Sonnentag mehr zählt als du, meine bester Freund, Money.“ Dafür gebührt VON KORF echte Hochachtung, auch wenn am Ende „Niemand ist“ eben nichts für jedermann ist.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Samstagabendfieber
- Ist das alles?
- Astrakan Café
- Money
- Ich mich selbst
- Gewitterfront
- Von der Kanzel
- Halber Mensch
- Isfahan Café
- Marktversagen
- Schöne neue Welt
- Der Präsident ist tot
- Boden gewinnen
- Kein Kommentar
- Slow Rider
- Bass - Jens Hoffmann, Andreas Eismann
- Gesang - Holger Schwetter
- Gitarre - Holger Schwetter, Ralph Lather
- Keys - Andreas Menke
- Schlagzeug - Franko Frankenberg, Jens Nüssing, Stephan Meyer
- Niemand ist (2013) - 10/15 Punkten
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